Poesie im spielfreien Rundlauf
Veranstaltung am 14.9.2008 / Schweinfurter Dichter-Schlachtschüssel
Schweinfurt. Da denkt der Herr Ingenieur doch sofort an weich schnurrende Kugellager in der ewigkeitserprobten Torpedo-Nabe. Mich aber lockt diesmal der Open-Air-Poetry-Slam der Dichter-Schlachtschüssel in die Fränkische Tüftlermetropole.
Auch Schüssel-Chef Manfred Manger hat so einiges auszutüfteln, denn am aus dem Juli in den September verschobenen Slamtermin leuchtet zwar die Abendsonne, bringt aber draußen vor dem Ebracher Hof keine auch nur annähernd zum Stillsitzen taugliche Temeratur mehr zustande. So wird das Schüsselschlachten in die eher gediegen wirkende Gaststube verlegt, wo sich das Publikum architekturbeding vor, seitlich, hinter und unter dem Sprecherplatz arrangiert, der zudem nach vorn durch ein Balkongeländer abgezäunt ist. Auch dass hinter dem Mikrofon ein mannshoher Sparkassen-Sponsorenwimpel flattert und auf den Tischen O2-Bonbons liegen ist in der sonst kommerzallergischen Slam-Welt eher ungewöhnlich.
Um halb neun haben sich vor dieser Kulisse schließlich sieben Dichter und ein etwa vierzigköpfiges Publikum versammelt, in dem die gut trainierte Schüler-Slam-Szene den Ton angibt.
Leider sind die auswärtigen Poeten ebenso unberechenbar wie das Wetter; eine ganze Reihe sagt kurzfristig ab oder tritt ohne Nachricht nicht an. Ein Glück also, dass Christian Ritter sich auf der Reise zwischen Würzburg und Bamberg zu einem Slam-Stopover überreden lässt. Ob dieses Spontaneinsatzes ohne gedruckten Text unterwegs, darf er mit dem Notebook auf die Bühne.
Michael Feindler schafft dann gleich in der ersten Runde den Dichter-Hattrick: (1) Unverbrauchte, tragfähige Themen in (2) geschliffener Sprache – und zwar (3) lebendig vorgetragen. Das Publikum kreuzt per Stimmzettel Michael und mich ins Finale, wo sich aus der zweiten Runde noch Dauerfinalist Ritter und das Schweinfurter Team „Top 2“ hinzugesellen. Als dann schließlich das Publikum kleine Porzellanschweine austeilt, machen die Vertreter der ersten Lebenshälfte die Sache unter sich aus und Michael reckt verdient die goldene Schüssel zum überdachten Dichterhimmel.
Alles in allem ein Poetry Slam wie ein gutes Kugellager: Auch unter Belastung rund (aber nicht heiß) laufend, ein bisschen geschmiert und durch gute Pflege sehr dauerhaft.
Ich erlebe am nächsten Morgen um sechs dann doch noch ein weiteres Mal fränkische Präzision, als meine Rückreise trotz knapper Transfertoleranzen zwischen Bus, Regionalzug und ICE präzise so abläuft, wie am Abend zuvor vom Computer prophezeit.